Morgenübelkeit, Nährstoffzufuhr, Milchbildung. Vegan und schwanger – kein Problem!
Welche schwangere Frau und frischgebackene Mutter kennt sie nicht, die gut gemeinten Ratschläge von Eltern, Verwandten und Freunden: »Morgenübelkeit, da musst du durch«, »du solltest viel Fleisch und Käse essen, damit das Baby in deinem Bauch mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird«, »trink’ viel Milch, dann hast du auch viel Milch, wenn das Baby kommt«. Veganerinnen werden dann oft aufgefordert, in der Schwangerschaft eine Ausnahme in ihrer Ernährung zu machen – zum Wohle des Babys. Was aber ist dran an diesen von Generation zu Generation weitergegebenen Ratschlägen? Was hat es mit der berühmten Morgenübelkeit auf sich – muss man diese als Frau wirklich ertragen? Sollten Veganerinnen tatsächlich ihre Ernährung umstellen, um ihr Baby optimal zu versorgen – während der Schwangerschaft und in der Stillzeit.

Vegan und schwanger – eine schöne Zeit
Ewa & Fabi sind Eltern geworden. Ewa ist während der Schwangerschaft standhaft geblieben und hat sich weiterhin vegan ernährt. Nur einmal hat sie eine Ausnahme gemacht: »Meine Schwangerschaft war eine schöne Zeit, an die ich mich gern zurück erinnere. Es macht mich traurig und nachdenklich, dass viele Frauen aufgrund der sogenannten Morgenübelkeit weniger gute Erinnerungen haben und diese als selbstverständlich hinnehmen. Ich habe sie selbst nur ein einziges Mal gehabt, nämlich als ich – verunsichert durch Medien, Ä̈rzte und fürsorgliche Verwandte – doch Käse gegessen habe, der ja neben Milch, Fleisch und Eiern für jede werdende Mutter Pflicht sein soll. Ich konnte den Käse nicht bei mir behalten und mir war extrem übel. Das einzige Mal in der ganzen Schwangerschaft. Das fand ich so bemerkenswert, dass ich angefangen habe, zu recherchieren. Woher kommen Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft wirklich? Wikipedia und Co. konnten mir nicht helfen. Da stand ›Ursache unklar‹ und eventuell sei das Schwangerschaft erhaltende Hormon HCG (Humanes Choriongonadotropin) schuld. Vage also. Ich habe mich gefragt, warum dieses Hormon Übelkeit auslösen sollte. Es gibt ja auch Kulturen, in denen diese Übelkeit während der Schwangerschaft nicht vorkommt.
Dann hatte ich eine Idee. Die Tiere, aus deren Milch der Käse gemacht ist, werden künstlich schwanger gehalten, um viel Milch zu geben. Das Hormon, das ihnen dazu verabreicht wird, kann man ganz einfach im Internet bestellen. Es wird Schafen, Ziegen Kühen und Pferden verabreicht. Wenn wir Milchprodukte konsumieren, nehmen wir auch diese Hormone in uns auf und führen sie dem ungeborenen Baby zu. Könnte es sein, dass diese zusätzlichen Hormone die Übelkeit auslösen?«
Morgenübelkeit: eine Gesundheitsversicherung für Mutter und Kind
Der amerikanische Arzt Dr. John A. McDougall hat sich eingehend mit der Materie beschäftigt und klärt im Internet sowie in seinem Health & Medical Center in Santa Rosa darüber auf, dass die Schwangerschaftsübelkeit ein Schutzmechanismus ist, um das ungeborene Baby vor den Giften in der Nahrung zu schützen. Er stellt fest, dass es in der Geschichte der Menschheit lange nur für Wohlhabende möglich war, viel Fleisch zu essen und dass sich viele kinderreiche Völker von Reis, Bohnen, Kartoffeln und anderen Pflanzen ernährt haben, zum Beispiel asiatische Völker und lateinamerikanische Ureinwohner.
McDougall zieht daraus den Schluss, dass die ideale Basis für die Ernährung einer schwangeren Frau Stärke ist, die man zum Beispiel aus Kartoffeln, Reis, Bohnen und Mais bezieht. Er empfiehlt, zusätzlich gelbe und grüne Gemüse und Früchte zu essen. Die Morgenübelkeit und das sich daraus ergebende Erbrechen schwangerer Frauen sei ein Schutz für Mutter und Baby vor den Giften und Hormonen, die aufgrund von Fleisch-, Fisch- und Eierkonsum in den Körper gelangen, so McDougall. Die New York Times nannte dieses Phänomen bereits 2004 »wellness insurance« und führte aus, dass zwei Wissenschaftler der Cornell-University, Dr. Paul W. Sherman und Samuel L. Flaxman, in ihren Studien Fleisch an die Spitze der problematischen Nahrungsmittel setzten.
Eine Studie der Harvard University zeigte eindeutig, dass auch der Konsum von Milch problematisch ist, da sie von den dortigen Wissenschaftlern als ein hormongeladener potenzieller Krebserreger eingeschätzt wurde. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung hat sich eingehend mit den gesundheitlichen Auswirkungen von Hormonen in Fleisch und Milch befasst und zahlreiche Artikel dazu auf seiner Website veröffentlicht, unter anderem eine Liste mit häufigen Fragen und Antworten. Bei einer zu hohen Zufuhr an Milch- und Milchprodukten – die vom Bundesinstitut für Risikobewertung festgelegte täglich Höchstmenge liegt bei 200 bis 250 Gramm – wehrt sich der schwangere Körper also gegen die darin enthaltenen Gifte und Hormone.
Der Körper einer schwangeren Frau schützt sich mit Hilfe der Morgenübelkeit aber nicht nur vor den Hormonen und Giften in Fleisch und Milch, sondern auch gegen Pestizide und Herbizide, die im konventionellen Gemüseanbau großzügig eingesetzt werden.
Ein internationales Forscherteam hat herausgefunden, dass biologisch angebautes Gemüse weniger Giftstoffe und bis zu 69 Prozent mehr Antioxidantien für den Schutz der Zellen enthält. Das belegen die am 14. Juli 2014 im british journal of nutrition veröffentlichten Ergebnisse einer internationalen Studie der britischen Universität Newcastle. Die Untersuchung ist laut ihrer Autoren der bislang umfassendste Vergleich, der je zum Nährstoffgehalt von biologischen und konventionellen Lebensmitteln durchgeführt wurde. 343 Einzelstudien zu Inhaltsstoffen und dem Gehalt an Antioxidantien von biologisch und konventionell angebauten Feldfrüchten haben die Wissenschaftler – darunter der Schweizer Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau Urs Niggli – mit neuesten Methoden statistisch ausgewertet.
Wie also vermeidet man die sogenannte Morgenübelkeit? Eine vegane Ernährung mit Biolebensmitteln kann helfen. Eine 1987 im southern medical journal veröffentlichte amerikanische Studie mit 775 schwangeren Veganerinnen, die in einer Farmgemeinschaft lebten, zeigte: Nur eine von ihnen litt an leichter Schwangerschaftsübelkeit.
Vegane Ernährung ist während der Schwangerschaft und in der Stillzeit kein Problem.
Proteine, Eisen, B12, Folsäure und Kalzium sind die Nährstoffe, welche jede werdende Mutter unbedingt im Auge behalten muss. Man kann sie alle ausreichend zu sich zu nehmen und dabei ganz gelassen auf tierische Produkte verzichten.
Protein: Es kann problemlos aus pflanzlicher Nahrung generiert werden. Eine schwangere Frau sollte täglich 65 Gramm Eiweiß zuführen bei einem Körpergewicht von 60 Kilogramm. Gemüse und Salate liefern einen kleinen Teil davon, der Großteil aber kann aus Hülsenfrüchten wie Erbsen, Bohnen, Linsen oder Sojaprodukten gewonnen werden. Auch Getreide wie zum Beispiel Hafer, Dinkel oder Roggen sind ein hervorragender Proteinlieferant.
Eisen: Eisen kommt zum Beispiel in grünem Blattgemüse, Sesam, Kürbiskernen, Hülsenfrüchten und Hirse vor. Zu beachten ist, dass Eisen zusammen mit etwas Vitamin C besser aufgenommen werden kann. Hier können beispielsweise grüne Smoothies zum Einsatz kommen und aus Blattsalaten, Mangold, Spinat oder Wildkräutern zubereitet werden, dazu wegen des Vitamin C etwas Zitronen- oder Orangensaft – fertig ist die perfekte Eisenquelle. Die meisten Eisenlieferanten enthalten außerdem auch viel Folsäure, Magnesium und Kalzium.
Vitamin B12: Bezüglich der Versorgung mit dem Vitamin B12 lässt man sich am besten regelmäßig testen. Das gilt übrigens auch für nicht-vegane Schwangere und Mütter. Es ist ein weit verbreiterter Mythos, dass nur Veganerinnen und Veganer auf ihren B12-Spiegel achten müssen. Beim Stillen ist ein Nahrungsergänzungsmittel empfehlenswert.
Folsäure: Zu den besten Folsäure-Lieferanten gehören dunkelgrüne Blattgemüse und Kräuter (zum Beispiel Spinat, Petersilie, Mangold und Blattsalate), grüne Kohlgemüse (zum Beispiel Rosenkohl, Grünkohl, Wirsing und Brokkoli), Nüsse und Hülsenfrüchte.
Kalzium: Es ist bewiesen, dass unser täglicher Kalziumbedarf sehr viel besser aus pflanzlichen Lebensmitteln gedeckt werden kann als aus Kuhmilch, da das darin enthaltene Kalzium eine geringere Bioverfügbarkeit hat als dasjenige aus Gemüsen wie Kopfkohlarten und Brokkoli. Der Begriff Bioverfügbarkeit bezeichnet den prozentualen Anteil des Nährstoffes aus einem Lebensmittel, der unverändert im systemischen Kreislauf zur Verfügung steht. Bioverfügbarkeit ist eine Messgröße dafür, wie schnell und in welchem Umfang ein Nährstoff vom menschlichen Organismus resorbiert wird und am Wirkungsort zur Verfügung steht.
Wie man mit Hilfe von Kräutern den Milchfluss anregt und Milchstau vorbeugt.

Wissenschaft und Gesundheitswesen sind sich einig: Muttermilch und das Stillen bilden eine unersetzbare Grundlage für das gesunde Wachstum eines Säuglings, etwa in Bezug auf eine bedarfsgerechte Nährstoffzufuhr, Vermeidung von infektiösen Erkrankungen der Atemwege und des Darms oder als Präventivmittel gegen Übergewicht und Adipositas. Die World Health Organization (WHO) empfiehlt ausdrücklich, Säuglinge bis zur Vollendung des sechsten Lebensmonats ausschließlich mit Muttermilch zu versorgen. Doch was macht die Muttermilch zum Liebling der Wissenschaft und wie entsteht sie überhaupt? Schon während der Schwangerschaft wird durch die Hormone Progesteron und Östrogen (aus Eierstöcken und Plazenta) im Gehirn das Hormon Prolaktin gebildet, welches später für die Milchbildung zuständig ist. Dazu sorgt das Hormon Oxytocin für den Milchfluss.
Grundsätzlich ist Muttermilch ein wundervolles Nahrungsmittel, das alle wesentlichen Nährstoffe für das Neugeborene enthält. Das sind hauptsächlich Eiweiße (Proteine), Fette (Lipide) und Kohlenhydrate (vor allem Milchzucker). Vitamine, Mineralien und Spurenelemente sowie zahlreiche Abwehrstoffe ergänzen die drei Hauptbestandteile. Muttermilch verändert sich und passt sich bedarfsgerecht immer wieder an Alter und auch Geschlecht des Kindes an. Veganerinnen werden immer wieder gefragt, ob ihre Muttermilch weniger gehaltvoll ist als die von omnivoren Müttern. Zunächst einmal muss betont werden, dass Frauen auf der ganzen Welt unabhängig davon, was sie essen, Muttermilch produzieren und damit ihre Kinder großziehen. Egal auf welchem Kontinent, egal mit welcher ländertypischen Diät. Wie kommen unsere wohlmeinenden Eltern, Verwandte und Freunde mit ihren eingangs erwähnten guten Ratschlägen dann auf die Idee, dieser Jahrtausende alte Ablauf würde nicht mehr funktionieren, weil man zum Beispiel keine Milch trinkt oder Fleisch isst? Zumal Kuhmilch und Fleisch wissenschaftlich bewiesene Gesundheitsrisiken darstellen und damit nicht nur die sogenannte Morgenübelkeit, sondern auch schmerzhafte Milchstauungen hervorrufen können.
60 Prozent des Hormons Östrogen, das ein erwachsener Mensch zu sich nimmt, stammt aus Kuhmilch. Denn Östrogen ist von Natur aus in der Milch. Östrogene sind aber auch im Fleisch. In der Tierzucht werden bekanntermaßen Östrogene dem Futter zugesetzt, um eine erhöhte Fett- und Wassereinlagerung bei den sogenannten Nutztieren zu erreichen. Ein erhöhter Östrogenspiegel durch Fleisch- und Milchkonsum ist einer der Gründe für einen erhöhten Prolaktingehalt bei stillenden Frauen. Prolaktin ist – wie gesagt – das Hormon, das zur Milchbildung gebraucht wird.
Das heißt also: Ja, Milch trinken hilft dabei, Milch zu produzieren. Wegen der Hormone, die darin enthalten sind. Doch, was geschieht bei überdurchschnittlichem Milchkonsum? Es entsteht ein Prolaktinüberschuss und damit eine Überproduktion an Muttermilch. Die Folgen sind dann häufig ein schmerzhafter Milchstau und damit das ungewollte Abstillen.
Milchstau: Das Portal gesundpedia.de erläutert Entstehung, Vorbeugung und Heilungsmethoden des Milchstaus in dem Artikel »Brustentzündung (Mastitis)« und empfiehlt weiterführende Literatur zu dem Thema. Der Artikel »Prolaktinüberschuss« der Ärztin Pract. Med. Sidonie Achermann auf eesom.com geht die Thematik von der wissenschaftlich-medizinischen Seite her an. Ewa hatte als Veganerin keine Probleme mit Milchstauungen, sie und Fabi haben dieses schmerzhafte Phänomen aber in ihrem Freundeskreis beobachtet: »Wir kennen eine stillende Mama, die an Entzündungen litt und der von ihrer Hebamme zu veganer Ernährung geraten wurde – mit Erfolg! Für all diejenigen, die befürchten, ihre Muttermilch reiche nicht aus oder sei von der Zusammensetzung her nicht so gehaltvoll, gibt es pflanzliche Alternativen, welche die Milchbildung ohne Nebenwirkungen fördern.«
Bockshornklee: Er enthält natürliche, pflanzliche Hormone, welche die körpereigene Produktion der für das Stillen notwendigen Hormone zusätzlich angeregt. Eine sehr informative Zusammenfassung natürlicher milchanregender Kräuter gibt es bei http://bockshornklee.info/milchbildung-stillen.html .
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Dieser Artikel basiert auf zwei Beiträgen zum Thema »vegan und schwanger«, die inklusive einer Linksammlung in dem Newsroom der alohachérie Manufaktur, unter www.alohacherie.de/blog zu finden sind.